Circular Clay Teacup

Research | Design

Eine Produkt- und Materialstudie über den traditionellen Einwegteebecher aus Indien, der die nachhaltige Alternative zu Plastikbechern sein sollte.

Das Projekt stellt das Ziel „so single-use plastic“ mit dem größeren Ziel „no waste“ in Frage. Es zeigt die Initiative, dass „nachhaltiges Handeln nicht bedeutet, die Art des Abfalls zu ändern“. Denn künftige Produktdesigns basieren auf der Herausforderung, ein Wegwerfen zu vermeiden oder Abfall als wertvolle Ressource zu betrachten.

„Circular Clay Teacup“ ist eine Designstudie, die zunächst das Potenzial des traditionellen Bechers namens Bhar [baːɐ̯] untersucht, eine Alternative zu Plastikbechern zu sein. Der Recherche zeigt jedoch mehr als nur eine einfache Antwort: Sie enthüllt aufschlussreiche Erkenntnisse und verdeutlicht die Auswirkungen der Tasse auf die indische Soziokultur und die Umwelt – mit Fotografien, Interviews, Infografiken und Materialstudien. Der Bericht verdeutlicht im Fazit die Aspekte des nachhaltigen Denkens, die für zukünftige Designentscheidungen grundlegend sind.

Bhar, traditionelle Einwegteetasse aus Indien

Jede Studie hat einen initialen Anstoß.

Bei diesem Projekt war es das Vorhaben des ehemaligen indischen Eisenbahnminister (2017 – 2021), der die traditionelle Tontassen als nachhaltige Alternative zu Einwegteetassen aus Plastik einsetzen wollte. Sein Ziel war es, große Mengen an Plastikmüll aus weggeworfenen Teetassen zu vermeiden, indem er das synthetische Material durch den traditionellen Terrakotta-Ton ersetzte. Seine Überzeugung ist, dass Ton als natürliches Material seit Hunderten von Jahren genutzt und umweltlich unbedenklich ist sowie die Töpferei, als wichtiger Teil der indischen Geschichte, gefördert würde.

Seine Entscheidung scheiterte, als man erkannte, dass seine einfache Idee, in die Vergangenheit zurückzukehren, nicht mit den Wertvorstellungen moderner Produkte konkurrieren kann.

Einwegteetassen auf demn Straßen in Kalkutta, Indien
Bhar – Materialrecherche Tontasse

Indien ist bekannt für seine Teekultur: Chai-Tee ist ein fester Bestandteil des täglichen Lebens und der sozialen Struktur. Vor allem in den Städten und an stark frequentierten Verkehrsknotenpunkten wie Bahnhöfen prägen kleine Chai-Stände oder mobile Verkäufer das Straßenbild. Hier wird der Tee frisch zubereitet und in kleinen Tassen aus Plastik, Papier oder traditionellem Ton serviert.

Bhar [baːɐ̯] wird traditionell von Hand aus Terrakotta hergestellt und wird in Indien seit vielen Jahrhunderten als hygienisches Einweggefäß verwendet. Es vereint die Eigenschaften lokaler Rituale, das nationale Erbe, altehrwürdiges Handwerk, das Vertrauen auf das lokale Material Terrakotta sowie das sensorische Erlebnis eines süßen Chai in Verbindung mit einem einzigartigen erdigen Aroma. Nach dem Gebrauch wird die Einwegtasse aus Ton auf den Boden geworfen und somit kaputt gemacht. [Die Tasse besteht aus niedrig gebranntem Ton, der eine poröse Struktur aufweist und Flüssigkeiten innerhalb von Sekunden aufnimmt. Eine Zutat des Chai-Tees ist Milch, in der sich im indischen Klima schnell Bakterien bilden, die die Tasse für den weiteren Gebrauch gesundheitlich bedenklich machen.]

Der Töpfer Ramdjar Prajapati aus Kolkata erklärte in unserem Interview, dass er sich persönlich dafür verantwortlich fühle, „gesunde” Teetassen herzustellen und die Familientradition fortzuführen; er ist in der dritten Generation seiner Familie, die Bhars herstellt.
Diese Einstellung teilen viele weitere Töpfer in der Stadt.

Toepfer für Bhars, Einwegteetassen aus Ton, Kalkutta, Indien

Das Problem an der Idee des Politikers ist, dass Bhar das allgemeine Verhalten des Wegwerfens von Waren verstärkt, was sich kontinuierlich negativ auf die Umwelt auswirkt. Dazu gehören die allgemeine Müllproduktion und die negativen Auswirkungen auf die Beschaffenheiten der Böden und landwirtschaftliche Flächen sowie die Verstopfung von Abflüssen.

Ton/Lehm ist ein natürlicher Rohstoff, der an vielen Orten in Indien vorkommt. Nach dem Brennen bei bereits einer Temperatur von ca. 800 °C verwandelt sich das Material in Sand. Daher haben die Becher eine poröse, aber feste Struktur.

Aus der ethnografischen und fotografisch dokumentierten Recherche in Indien entstand die Dringlichkeit, das täglich tonnenweise weggeworfene Material als eine wertvolle Ressource nutzen zu können. In den Materialexperimenten wurde klar, dass niedriggebrannter Ton leicht als Stabilisator oder Zusatz in Ton eingesetzt werden und bis zu einem Anteil von 70 % für neue Tonarbeiten recycelt werden kann. Die Zusammenarbeit mit einem lokalen Töpfer verdeutlichte, dass das weggeworfene Material leicht gemahlen und weiterverwendet werden kann. Das große Ziel der Materialrecherche ist, den Prozess des recycelten Tons in Indien zu etablieren und die Vorteile zu nutzen, die Ressourcen zu vermehren, Müll zu verringern und das lokale Handwerk zu stärken.

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